Der Kampf gegen Windmühlen
Der Kampf gegen Windmühlen
EHC Klostersee gegen EHC München

Fünf Punktspiele waren nun hinter uns. In jedem einzelnen dieser Spiele gab es eine neue Lektion zu erlernen. Gestern bewies uns Rosenheim in seiner organisierten und kaltblutigen Art, dass man ein Eishockeyspiel sicher und souverän gewinnen kann, wenn man 60 Minuten lang eine konstante Leistung aufs Eis bringt.

Als EHC München in Grafing beim EHC Klostersee ankam, ging es darum diese Erkenntnis umzusetzen und den ersten Sieg nach Hause zu fahren. Nebenbei ging es um weit mehr, als nur um die 2 Punkte: Es ging um den vorletzten Platz in der Tabelle. Eine Niederlage würde insbesondere den Münchnern den Aufstieg in der Tabelle deutlich erschweren. 

Der Gastgeber fand nicht sofort ins Spiel und erlaubte München in der 7. Minute in Unterzahl ein Tor zu erzielen: Maximilian Olos und Julian Karges konterten nach einem Scheibenverlust des Gegners und umspielten gekonnt zusammen den Torwart. Wie aber schon im Hinspiel vor einem Monat ließ Klostersee den Rückstand nicht lange auf sich sitzen und beendete 30 Sekunden später erfolgreich die Überzahlsituation. Was danach mit der Münchner Mannschaft passierte, kann ich schwer in literarische Ausdrücke fassen. Vielleicht war das die kurze Erholungsphase nach dem letzten Spiel, vielleicht war das das Wetter oder auch der letzte Teil der Herr der Ringe Saga im Fernsehen am Vorabend, die sich der eine oder andere vielleicht nicht hat verkneifen können, das werden wir nie erfahren. Das was wir sahen, war nicht die Mannschaft, auf die wir einige Spiele zuvor so stolz waren. Wir sahen wie der EHC München immer mehr zum Schatten seines selbst wurde. Das dem zum Trotz unentschieden abgeschlossene Drittel war insbesondere der Individualleistung von Sacha Heizmann zu verdanken, der 17 Torschüsse abwehrte. Eine weitere Individualleistung ist an dieser Stelle ebenfalls zu würdigen: André Kral war in diesem Spiel stets mit viel Elan dabei. Das Tor von ihm in der 16. Minute in Unterzahl war bezeichnend für seinen Einsatz: Er erobert mit gutem Körpereinsatz den Puck im eigenen Drittel, fährt mit der Scheibe raus, wird an der ersten blauen Linie mit einem Check abgefangen, fällt hin, steht jedoch sofort wieder auf und erkämpft sich die Scheibe zurück, stürmt weiter, wird an der nächsten blauen wieder in Empfang genommen, erobert sich den Puck aber erneut, läuft unermüdlich zum Tor und verwandelt es. Toll gemacht! Leider ließ der Ausgleichstreffer von Klostersee, nun schon in doppelter Überzahl, nicht lange auf sich warten. 2:2 stand es zu ersten Pause.

Die Jungs in blauen Trikots wussten selbst, dass sie nicht richtig bei der Sache waren. Stimmhaft gaben sie deshalb in der Kabine ihre Bereitschaft ab, das Spiel zu drehen. 

Der zweite Abschnitt stand in der Tat im krassen Kontrast zum ersten Durchgang. Die Heimmannschaft erzielte zwar wieder das erste Tor, doch München war in jeder der 20 Minuten am Drücker. Der Ausgleichstreffer kam in der 37. Minute, als Maurice Barth den Pass von der blauen Linie von Luis Bernhofer in ein Tor umwandelte. Es sollten eigentlich vielmehr Treffer von München in dem mittleren Abschnitt fallen. Unermüdlich stürmte die Mannschaft in den blauen Trikots ins gegnerische Drittel. Insgesamt 22 Mal flog die Scheibe auf das gegnerische Tor... Hut ab an dieser Stelle für den Klosterseer Goalie, der jeden Münchner Angriff mit Bravur meisterte und seine Mannschaft im Spiel ließ. So blieb es zur Pause unentschieden bei 3:3. 

Dieser Kampf gegen Windmühlen, die der gegnerische Torwart verkörperte, löste eine tiefe Verzweiflung in den Köpfen der Isarstädter aus. Unmotiviert und desorientiert kamen sie zurück aufs Eis. Als Konsequenz landete der Puck drei Mal in den ersten drei Minuten im Münchner Tor. Travo nahm die Auszeit und versuchte das Team wieder aufzubauen, doch der Wurm der Verzweiflung saß zu tief. Nachdem das insgesamt sechste Tor für den EHC Klostersee in der 46. Minute gefallen war, wechselte Travo den Torhüter. Der Torwartwechsel wirkte wie ein Aufputschmittel. Auf einmal wurde die Mannschaft geschlossener und führte André Kral, Maximilian Olos und Maxim Lichtenberger zu den Scorerpunkten. Doch Klostersee, der sich mittlerweile in den Rausch gespielt hat, ließ sich den Sieg nicht mehr nehmen und legte nochmal 4 Tore drauf. So endete das Spiel mit 10:6 zu Gunsten der Gastgeber. 

Es war ein schwerer Rückschlag: Wir kamen, um zu siegen und gingen mit leeren Händen. Unseren Coach sah ich erst 4 Tage nach dem Spiel wieder lächeln. Einige Fans und meine Wenigkeit haben da noch länger gebraucht. 

Nun heißt es zurück an die Arbeit. Die Saison ist noch jung und es stehen noch viele Spiele bevor. 

 

MI