Die Kriegslist und der Siegeswille
Die Kriegslist und der Siegeswille
EHC München empfängt SC Reichersbeuern

Die Lehre vom Siegeswillen von Zdenek Travnicek nach dem lethargischen letzten Drittel, das zu der deutlichen Niederlage im Vorabendspiel führte, wirrte noch in meinem Kopf. Voller Spannung und Hoffnung erwartete ich deshalb das zweite Spiel an diesem Wochenende. Zu Gast in München war der SC Reichersbeuern.

Das Spiel begann für München alles andere als gut. Im ersten Drittel spielte München sehr unkonzentriert. Die Mannschaft wirkte eingeschüchtert und verkrampft. Anders als die mit viel Power aufspielenden Reichersbeuern. Mit präzisen und schweren aber noch regelgerechten Körpereinsätzten demonstrierten die Gäste anschaulich, wie das Strategem  "Die Rolle des Gastes in die des Gastgebers umkehren" funktioniert. Mit dem 0:2 zur ersten Pause konnten die Münchner Fans deshalb durchaus zufrieden sein.

In der Kabine ließ der Münchner Coach, Travo, alle Lektionen, die bereits gelernt doch im ersten Drittel vergessen schienen, nochmal Revue passieren.

Travos Worte wirkten: Im zweiten Drittel spielte die Mannschaft geschlossener und motivierter. Gleich in der ersten Minute gelang es Finn Sonnewald nach einem Rückpass von Maxim Lichtenberger aus mittlerer Distanz die Scheibe durch die Schoner des gegnerischen Goalies im Tor zu platzieren. Es war ein Überzahltor. Auf diesen Stimmungswechsel in der Münchner Mannschaft waren die Reichersbeuern anscheinend nicht vorbereitet und kassierten in der ersten Hälfte des zweiten Drittels mehrere Bankstrafen. Sie gaben aber trotzdem nicht nach: In der 8 Minute gelang dem Sport Club ein Unterzahltreffer. Münchner Zuschauer, die das Vorabendspiel gesehen hatten, zuckten zusammen. Doch München kämpfte unbeeindruckt weiter. Auch der vierte Gegentreffer vier Minuten später warf die Mannschaft nicht aus der Bahn.

Zur zweiten Hälfte des zweiten Abschnitts hat München die Gastgeberrolle endgültig zurückerobert und drückte und presste und forderte den Gegner. In der 39. Minute stürmten Maxim Lichtenberger und Julian Karges im hohen Tempo ins gegnerische Drittel: Maxim an der Scheibe in der rechten Bahn, blickt kurz zum Mitspieler, sieht ihn gedeckt - muss selbst abschließen, rennt weiter ohne das Tempo zu reduzieren, schießt hart fast schon von der Torlinie in einem rasierklingenscharfen Winkel Richtung Tor. Der Puck saust über der Schulter des Torwarts unter die Latte.  "Wow, was für ein Tor!" - hörte ich von den Zuschauerrängen. Mit 2:4 ging es in die Kabine.

"Es gilt das Spiel zu gewinnen!", - lautete die Trainervorgabe für das letzte Drittel. So war auch die Stimmung.

Im letzten Abschnitt dominierte EHC München von Anfang an. Sie kämpften, störten, bissen sich durch und zwar über alle drei Reihen hinweg. Das Eis brannte unter den Kufen. Sie wollten den Sieg. Der Gegner hatte fast nichts mehr entgegenzusetzen. Die wenigen richtig gefährlichen Situationen meisterte der wieder in bester Form aufspielende Sacha Heizmann. In der 4. Minute sammelte die zweite Reihe der Münchner gleich drei Scorerpunkte: Igor Bujok passte quer zu Leandro Spindler, Leandro zog ab und traf auf die Kelle von Lennart Staiger, der im Slot mitmischte. Die Scheibe rutschte durch die Torwartschoner hinter die Torlinie. Kurz nach dem bei einem Freiluftspiel obligatorischen Seitenwechsel traf München erneut: Maximilian Olos donnerte auf Zuspiel von Julian den Puck ins Netz. Der Spielstand war nun ausgeglichen: 4:4.

Zwei Minuten vor Schluss passierte eine Szene, die für Entrüstung bei Münchner Fans sorgte. Maxi Olos entflieht den Gegnern mit der Scheibe, wird eingeholt, gecheckt, fällt hin, rutscht zusammen mit dem gegnerischen Verteidiger Richtung Tor, schiebt noch kurz vor dem Aufprall mit dem Goalie die Scheibe unterm letzteren hinter die Torlinie durch... Sicherlich eine nicht leicht einzuschätzende Situation für den Unparteiischen. Der Schiedsrichter entschied auf Bully im Angriffsdrittel.

In der letzten Spielminute konnte Reichersbeuern zu ihrem letzten Angriff ansetzen. Als die Situation von Münchner Verteidigern schon geklärt schien, spielte der gegnerische Stürmer, der bereits in die Ecke abgedrängt wurde, einen Schlittschuhpass zum Slot. Der Puck traf unglücklich den Schlittschuh eines Münchners und prallte heimtückisch in die ungedeckte Ecke des Tors ab. 4:5 und es blieben nur 14 Sekunden Spielzeit - zu kurz, um es ungeschehen machen zu lassen. Pech hat das Spiel entschieden.

Ein bitteres Ende aber die Kleinschüler des EHC München haben sich nichts vorzuwerfen - sie hätten den Sieg verdient. Jungs, wenn ihr weiter so spielt, wird das Glück das nächste Mal auf eurer Seite sein.

"Ich bin sehr zufrieden mit euch, Jungs!",- waren Travos letzte Worte.  Und wir erst - wir sind stolz!

MI

 

Fotos zum Spielhttps://picasaweb.google.com/105532842694299563863/Eishockey2014?authkey=Gv1sRgCNaxmKTrndewnQE