Ein Stein vom Herzen oder der Kampf um die Ehre
Ein Stein vom Herzen oder der Kampf um die Ehre
SC Reichersbeuern vs. EHC München

In den bisherigen drei Spielen gegen den SC Reichersbeuern in dieser Saison erlebte die Münchner Mannschaft alle möglichen Formen einer Niederlage: von "wir haben es versucht" bis "wir haben alles gegeben" über "wir haben uns kampflos ergeben". Insbesondere die letzte Ausprägung hinterließ einen schweren Stein in den Herzen der Kleinschüler und der Fans. Heute war die letzte Chance in dieser Saison das verlorene Gesicht wieder zurückzuerobern.

Die Münchner vernahmen konzentriert die letzten Anweisungen von Zdenek Travnicek und verließen die Kabine mit der festen Absicht sich dem Gegner diesmal nicht kampflos zu ergeben.

SC Reichersbeuern trat vollbesetz mit den beiden Ausnahmetalenten in den Reihen, unterstützt durch weitere starke Mitspieler an. Nicht nur im letzten Spiel gegen EHC München sondern im Laufe der gesamten Saison demonstrierte diese Mannschaft ein angriffslustiges Spiel und etablierte sich in der gesamten Liga als die angriffsstärkste Mannschaft mit 150 Toren in 13 Spielen (11,5 Tore pro Spiel) (Stand: 20.02.2015).

Die Münchner stellten sich auf ein schnelles körperbetontes Eishockey ein. Im ersten Drittel ließ sich das Körperspiel allerdings nur zögerlich umsetzen. Die defensive Haltung entsprach noch nicht ganz der Vorstellung des Trainers. So ließen die Münchner die schnellen Gegner mehrmals entwischen. Zusätzliche unnötige Fehler in der Verteidigung sorgten für weitere drei Gegentore. Damit lag Reichersbeuern zur ersten Pause bereits mit 6:3 in Führung. Die Anschlusstreffer erzielten Maxim Lichtenberger (2) von Vorlagen von Leandro Spindler und Ryan Henke und Julian Karges in Überzahl nach einem Pass von Maxim Lichtenberger. 

Im zweiten Durchgang legte München einen Zahn zu, was das Körperspiel anbelangt. Um die Gastgeber außer Gefecht zu setzen reichte es zwar nicht, aber das Spiel wurde dadurch wesentlich spannender. Das schon so oft gesehene Gegentor sofort nach Drittelbeginn blieb aus und die Mannschaften mussten ganze sieben Spielminuten hart kämpfen, um zum Abschluss zu kommen. Die Gastgeber trafen als erste, als der überragende Spieler mit der Nummer 15 nach einem defensiven Fehler der Münchner eins gegen eins Sacha Heizmann bezwang. Unmittelbar danach trafen dafür die Münchner gleich zweimal: erst Alex Ciernik im Alleingang und dann André Kral nach einer Vorlage von Alex. Ein anschließender Konzentrationsverlust der Münchner verhinderte allerdings eine nachhaltige Verkürzung des Rückstands: Reichersbeuern traf gleich vier mal in Folge und baute zur zweiten Pause seine Führung auf 5 Tore aus.

Was sind schon 5 Tore im Nachwuchseishockey… "Das Spiel ist noch nicht verloren!", rief der Münchner Coach "Travo" seinen Jungs zu. Irgendwie fühlte man, dass hier tatsächlich noch was zu holen wäre. Es war etwas in der Luft.

Im letzten Abschnitt sah man von München ein schönes Körperspiel nach dem Prinzip: Gibst du keinen Check - kriegst du einen Check. Reichersbeuern kam immer weniger zum Münchner Tor durch. Die einzige Gelegenheit bei einem Breakaway nach einem Verteidigerfehler nutzte Reichersbeuern allerdings eiskalt und versenkte den 11. Treffer. Der Rückstand wuchs auf 6 Tore an. Es grenzte nun an Unmöglichkeit diese Tordifferenz gegen den angriffstärksten Gegner zu schließen und der Druck seitens des EHC fing an leicht nachzulassen.

Doch drei Minuten später gelingt der dritten Reihe der Münchner ein Puckgewinn im eigenen Drittel gegen die Topreihe des SC Reichersbeuern: Igor trägt die Scheibe durch die Mittelzone, läuft seitlich, wird von den Verteidigern von Reichersbeuern umzingelt, sieht wie Sergey Istratov zum langen Torpfosten stürmt, legt den Puck quer am Tor vorbei, und Sergey donnert diesen per One-Timer ins offene Eck. Dieses Tor der Dritten Reihe gegen die Topreihe der Reichersbeuern verlieh der Münchner Mannschaft Flügel und schockte zugleich die Gastgeber. Diese wurden für die nächsten sechseinhalb Spielminuten zu Statisten und konnten nur zusehen, wie die Münchner ein Tor nach dem anderen den Rückstand verkürzten. Erst traf Ryan Henke nach Vorlage von Benedikt Schober, kurz drauf preschte Maurice Barth vor und bezwang den Goalie, dann wieder Ryan im Alleingang, und schließlich ca. 3 Minuten vor Schluss nutzte Julian Karges die Überzahlsituation aus. Reichersbeuern fing sich wieder und warf alle Kräfte in die Defensive. Den Gastgebern ging es nur darum die Führung zu bewahren, denn zum Sturm bot sich keine Gelegenheit mehr: München drückte, wie ein Bulle. 20 Sekunden vor Schluss nimmt der Münchner Coach Sacha aus dem Tor. Reichersbeuern kann sich nur durch Icing eine Verschnaufpause gewähren. Noch 15 Sekunden zu spielen und Bully im Angriffsdrittel: München verliert den Bully, erobert sich die Scheibe aber sofort wieder. Die Scharfschützen versuchen sich freizuspielen, doch Reichersbeuern verteidigt um sein Leben und lässt München nicht mehr zum Schuss kommen. Die Schlusssirene setzt ein Ende allen Hoffnungen für dieses Spiel. Reichersbeuern gewinnt die Partie mit 11:10, doch die Kleinschüler des EHC München können diesmal erhobenen Hauptes das Eis verlassen: Es war ein starkes Spiel und ein Fest für die Zuschauer.

Das war das letzte Spiel in dieser Saison gegen die v.a. im Sturm übermächtigen Reichersbeuern. Leider schafften es die diesjährigen Kleinschüler des EHC München auch nicht die negative Serie gegen diesen Verein zu beenden. Zwei Mal waren sie unglaublich nah dran und zwei mal leider genau so weit entfernt. Wir freuen uns auf eventuelles erneutes Kräftemessen in der nächsten Saison und wünschen Reichersbeuern bis dahin noch viel Erfolg.

Die Gesamtbilanz gegen SC Reichersbeuern in der Saison 2014/2015: zwei knappe eine deutliche Niederlage und eine saftige Klatsche. Torverhältnis -27 bei 24  erzielten Treffern.

 

MI